„Es lohnt sich, sich mit dir selbst auseinanderzusetzen“

Ein Interview mit Meike Schiffers von der Wertefabrik aus Wuppertal

Die werteorientierte Beratungsagentur „Wertefabrik“ unterstützt seit über zehn Jahren Menschen und Organisationen bei der Gestaltung von guter Arbeit. Ihre Schwerpunkte liegen in der Beratung von Unternehmen in Themen der Personal- und Organisationsentwicklung und der Berufsorientierung für Azubis, Arbeitnehmende und Studierende. Im Interview spricht die Beraterin und Coachin Meike Schiffers über die Bedeutung der potenzialorientierten Berufs- und Studienwahl und erklärt, wie man mit Zweifeln im Studium umgeht.

Meike Schiffers - Foto: Yassin Mahr

blickfeld: Meike, bitte stelle dich und dein Team kurz unseren Lesern:innen vor.

Meike: Wir sind eine Beratungsagentur, die sich vor 15 Jahren auf den Weg gemacht hat, um gute Arbeit in Unternehmen und Organisationen zu bringen und dafür zu sorgen, dass Menschen ihr Element finden. Als Team bringen wir unterschiedliche Ausbildungen und Erfahrungen mit: Wir sind unter anderem systemische Organisationsentwickler, Strength Finder Coaches oder haben Ausbildungen in New Work, Soziodrama oder der gewaltfreien Kommunikation. Zu einem Großteil haben wir einen HR-Hintergrund. Daher können wir Themen aus so vielfältigen Perspektiven betrachten und über diesen Diskurs etwas Gutes entstehen lassen.

Innerhalb der Wertefabrik verantworte ich seit drei Jahren das Thema „Berufsorientierung“. Für mich ist es total schön, junge Menschen – mit einer potenzialorientierten Sicht auf sich selbst – in der Entscheidung, was sie nach der Schule machen, zu begleiten. Ich empfinde das als sehr sinnvolle Arbeit.

Zu meinem Background: Studiert habe ich Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Wirtschaftspsychologie und Personalentwicklung. Damals wusste ich übrigens auch nicht, was ich studieren sollte, nur dass ich etwas für die Menschen in einem Unternehmen tun wollte. Später habe ich in der globalen Personalarbeit gearbeitet und eine Ausbildung zum Business Coach sowie zum Kinder- und Jugendcoach absolviert und so in mein „Element“ gefunden.

Das Wertefabrik-Team – Foto: Panagiotis Costoglou

blickfeld: Auf eurer Website erwähnt ihr oft die „gute Arbeit“. Was kann man sich darunter vorstellen und wie bedient sie sich eures Einsatzes?

Meike: „Gute Arbeit“ ist im Sinne der Beratung eine sinnstiftende und gleichzeitig profitable Arbeit. Das betrifft die Zusammenarbeit, Führung und die Veränderungen in Organisationen, aber auch generell Orte und Strukturen, in und mit denen Menschen gut und effizient arbeiten können. Darunter kann sich jeder individuell etwas anderes vorstellen. Im Zuge der Berufsorientierung schauen wir auf jede:n Einzelne:n, um seine individuelle Vorstellung einer wertschöpfenden Arbeit herauszufinden.

blickfeld: Wer ist eure Zielgruppe für das Thema „Berufsorientierung“?

Meike: Wir bieten das Coaching zur beruflichen Orientierung für Studierende und Jugendliche, darunter auch Auszubildende, an, also für alle jungen Menschen, die Orientierung und Klarheit für die Entscheidung, was sie nach der Schule machen sollen, suchen. Darüber hinaus sind auch Unternehmen angesprochen, die beispielsweise ausbilden und ihren Azubis ermöglichen möchten, ihr Potenzial zu entdecken und zu schauen, wo es im Unternehmen am sinnvollsten eingesetzt werden kann.

blickfeld: Ihr bietet Coaching unter anderem für Studierende an. Wie kann ich mir das vorstellen?

Meike: Im Coaching ist unser Blick erst einmal auf dich als Menschen gerichtet und wir schauen beispielsweise darauf, was du mitbringst und was dich interessiert. Daraus leiten wir ab, wo der beste Ort für dich ist. Nicht selten habe ich im Coaching Studierende, die sich überlegen, ob sie bei dem angefangenen Studium bleiben oder aber etwas anderes machen wollen. In solchen Situationen schauen wir uns die Gründe für die Zweifel an: Was sind das genau für Punkte und was haben sie ggf. mit den Studieninhalten zu tun?

Generell sind Zweifel ja immer eine gute Gelegenheit, um zu schauen, was genau zur Unzufriedenheit führt. Es geht viel um Reflexion, aber auch darum, Dinge bei sich zu erkennen und auf eine kleine Forschungsreise zu gehen. Sich selbst zu verstehen, ist ein wichtiger Schritt, um eine gute Entscheidung treffen zu können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Coaching individuell auf die Fragestellung angepasst ist.

blickfeld: Wie läuft ein Coaching-Prozess ab?

Meike: Im Coaching zur beruflichen Orientierung schaffen wir einen Raum, in dem sich die Teilnehmenden sich selbst widmen können. Und das auf vielfältige Art und Weise und mit Ruhe, weswegen ein Coaching in der Regel 4,5 Stunden dauert. Der Prozess hat im gewissen Maße immer einen ähnlichen Ablauf: Wir schauen uns verschiedene Bereiche an, wie etwa das Thema „Persönlichkeit“ bzw. die Fragen „Wie verhalte ich mich?“ oder „Was macht mich aus?“. Wir analysieren die vorhandenen Kompetenzen, die Erfahrungen und auch die Umfelder, in denen die Teilnehmenden sich wohlfühlen. Wir besprechen auch die Werte und beleuchten das ganze Feld rund um das gewünschte Berufsbild samt den Zukunftsplänen, Inhalten und Rahmenbedingungen. Hierfür gibt es mal Fragen, mal ein bestimmtes Modell, mal ist es eine Reflexionsmethode oder eine kreative Aufgabe.

blickfeld: Warum bezieht ihr hier auch Werte ein?

Meike: Im Coaching schauen wir auf das Thema „Werte“, weil Werte die eigene Individualität betonen, Orientierung geben und stark mit dem Thema „Zufriedenheit“ zusammenhängen. Wir erarbeiten in der Regel bis zu zehn Werte und ziehen daraus Schlüsse. Beispielweise nennt jemand als Kernwerte „Wissen“, „Sicherheit“ und „Ordnung“. Der anderen Person sind hingegen „Abenteuer“, „Sinn“ und „Humor“ wichtig. Beides gibt der jeweiligen Person eine Orientierung für ihren beruflichen Weg. Da gibt es kein richtig oder falsch. Es geht wirklich nur darum, welche Werte du hast und welche Orientierung sie dir geben.

blickfeld: Wie unterscheidet sich das Einzelcoaching vom Workshop?

Meike: Ganz grundsätzlich: In der Anzahl der Personen. Das Einzelcoaching ist individuell und ein direkter Austausch zwischen Coach und Coachee. Das Einzelcoaching zur beruflichen Orientierung beinhaltet zwei Termine: Im ersten Termin findet die Beratung zur Orientierung statt und im weiteren Follow-up-Gespräch klären wir die möglichen nächsten Schritte.

Unsere Workshops sind ein Format für mehrere Personen und finden über das Jahr verteilt vier bis sechs Mal statt. Das bedeutet, dass bis zu zehn Menschen zusammenkommen und sich mit der Frage, was sie eigentlich machen wollen, auseinandersetzen. Die Inhalte ähneln sehr stark dem des Einzelcoachings, allerdings wechseln sich hier Zeiten in der Einzelreflexion und im Austausch mit den anderen Teilnehmenden ab. Sich in dieser Gruppe auszutauschen, interessante Ideen und Überlegungen anderer anzuhören, gibt den Teilnehmern:innen schon ein gutes Gefühl. Auch ein Feedback geben zu können und eine Rückmeldung zu bekommen, gerade von Menschen, die sich noch nie getroffen haben, das ist eine gute Chance und zugleich das Schöne an diesem Gruppenformat.

blickfeld: Wie viel kosten eure Coaching-Angebote?

Meike: Unser Angebot umfasst zwei Optionen: ein individuelles Einzelcoaching oder einen Workshop. Den gesamten individuellen Einzelcoachingprozess vor Ort oder online gibt es bei uns für 450 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Für ganz konkrete Anliegen, wie zum Beispiel die Vorbereitung eines Vorstellungsgespräches oder die Entwicklung aussagekräftiger Bewerbungsunterlagen, bieten wir auch einstündige Coachings zum Preis von 90 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer an. Die Preise für die eintägigen Workshops können online den jeweiligen Veranstaltungen entnommen werden.

blickfeld: Meike, sicherlich hast du mitbekommen, dass die Anzahl der Studien- und Schulabbrüche steigt. Was sind deiner Meinung nach mögliche Gründe?

Meike: Ich glaube, die Gründe können oft ganz vielseitig sein. Statistisch erhoben wurde, dass es manchmal eine mangelnde Identifikation mit dem Studium gibt. Ein klassisches Phänomen ist: „Ich habe etwas angefangen und weiß gar nicht richtig, warum.“ Es können aber auch die Bedingungen sein, unter denen das Studium abläuft. Gibt es ausschließlich Vorlesungen oder auch Seminare mit mehr Austausch – jeder hat andere Präferenzen und die Unis sind unterschiedlich aufgestellt.

Während der Zeit des reinen Online-Studiums etwa waren die Zweifel bei manchen Studierenden sehr hoch, weil ein Großteil des sozialen Umfeldes gefehlt hat. Das hat man deutlich gemerkt.

blickfeld: An welcher Stelle in diesem Entscheidungsprozess setzt euer Coaching an?

Meike: Im besten Falle dann, wenn Zweifel aufkommen und bevor eine Entscheidung getroffen wurde. Auch da gilt es herauszufinden, was zu den Zweifeln oder zu der Überlegung geführt hat, dass man das Studium abbrechen möchte. Das Coaching bietet die Gelegenheit, stärker darauf zu schauen, was einen zweifeln lässt. Ist es vielleicht mangelndes Interesse an den Inhalten? Ist es die Art und Weise des Studiums? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Erst wenn man sich der Gründe bewusst ist, kann man eine Entscheidung daraus ableiten, wie etwa innerhalb des Studienfaches zu wechseln oder einen anderen Schwerpunkt zu wählen.

Und auch wenn jemand das Studium bereits abgebrochen hat, was absolut kein Drama ist, kann man noch mal nachschauen, was genau die Person dazu veranlasst hat. Ich persönlich kann in der Entscheidung für einen Abbruch, aus welchen Gründen auch immer, auch Mut erkennen. Es erfordert viele Überlegungen und gibt Energie frei, sich auf etwas Neues zu konzentrieren. Viele Menschen verbleiben ewig mit Zweifeln in ihrem Studium. Und das ist eigentlich schade, denn Zweifel können eine gute Gelegenheit sein, sich anderweitig umzuschauen. Man sollte auf keinen Fall mit den Zweifeln im Studium allein bleiben, sondern sich Hilfe und Unterstützung bei der Uni, bei Freunden, der Familie und auch der Beratungsagentur holen.

blickfeld: Wo kann man der Wertefabrik noch begegnen?

Meike: Wir bieten immer wieder Workshops auf diversen Events und Tagungen an – zum Beispiel zu Themen wie Azubi-Marketing oder auf der Gravity-Konferenz für Employer Branding und Arbeitgeberattraktivität in Berlin. In Wuppertal werden wir auch auf der Ausbildungsmesse am 31. August sein. Darüber hinaus veranstalten wir unsere Workshops zur Berufsorientierung – unter anderem speziell für Studierende. Unsere aktuellen Veranstaltungen und alle weiteren Infos dazu findet ihr in unserem Eventkalender oder in unserem Newsletter.

blickfeld: Hast du Anregungen, die du unseren Lesern:innen mit auf den Weg geben möchtest?

Meike: Es lohnt sich, sich mit dir selbst auseinanderzusetzen: Was macht dich aus? Was begeistert dich? Und auch zu gucken: Was wird gebraucht? Welches Problem möchte ich lösen? Wichtig finde ich ebenfalls, einen ersten Schritt zu gehen, sich auf den Weg zu machen, Erfahrungen zu sammeln.

Dann aber auch: Zweifel gehören dazu. Sie sollten als Chance gesehen werden, denn es gibt selten „nur den einen Weg“. Falls man nicht weiterkommt, dann ist es ein mutiger und wichtiger Schritt, nach Hilfe zu fragen. Es lohnt sich, Berufsorientierung und Angebote der Universität in Anspruch zu nehmen. Man kann auch andere Menschen aus dem Bekanntenkreis nach deren Berufsweg fragen – die Antworten können überraschen. Wichtig ist es, sich auf jeden Fall weiterzubewegen und etwas zu unternehmen, was einem wichtige Erfahrungen und Kenntnisse bescheren kann– sei es ein FSJ oder ein Auslandssemester. »xedel«

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