Lehren Lernen – Einblicke in den Lehrberuf

School of Education: Das hauseigene bildungswissenschaftliche Institut der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) konnte im Jahr 2022 rund 650 Absolvierende verzeichnen, die das Studium erfolgreich mit dem Titel "Master of Education" abschlossen. So habe ich einen Alumnus der Fakultät herangezogen, der mir von seinen Erfahrungen als junger Lehrer berichtete.

Matty in seiner Freizeit - Foto: skuhn

“Hallo, ich bin Matty und bin Lehrer für Deutsch und Pädagogik an einer Gesamtschule in Wuppertal”, so beginnt Matteo unser Interview, um mir von seinem Berufseinstieg als Lehrer zu berichten. Seit fast einem Jahr unterrichtet er nun, allerdings war der Lehrberuf lange nur Plan B. Nach dem Abitur wusste Matteo, dass der nächste Schritt in seinem jungen Erwachsenenleben ein Pädagogikstudium an der Bergischen Universität Wuppertal sein sollte. Er verfolgte das Ziel, beruflich in die Sozialpädagogik einzusteigen. Als er während seiner Recherchen jedoch entdeckte, dass das Fach lediglich im Master individuell studiert werden kann und im Bachelor kombiniert werden muss, entschied sich der angehende Student für Germanistik im Zweitfach.

Durch Zufall zum Lehramt

Doch wer hätte gedacht, dass nach einer besonders erfolgreich bestandenen mündlichen Prüfung über die Grundlagen älterer deutscher Literatur, Matteo als Tutor angefragt würde und seine Leidenschaft für das Unterrichten entdeckte.

Die Besonderheit der BUW ist, dass Studierende, anders als an den meisten Universitäten, sich erst mit Beginn des Masterstudiums auf das Lehramt festlegen müssen. So können die ersten Studienjahre dafür genutzt werden, Überlegungen zu zukünftigen Berufswünschen anzustellen und berufsberatende Angebote der Universität in Anspruch zu nehmen. Auch Matteo ging so vor. Denn Unterrichten: „Okay! Aber mit Kindern? Nein, danke! Lieber in der Erwachsenenbildung bleiben. Ja, Karriere an der Uni machen.“

Master und jetzt?

Doch wer kennt es nicht; Zweifel können im Studium ein stetiger Begleiter sein und darunter fallen natürlich auch Zukunftsentscheidungen. „Man muss sich bewusst sein, dass eine Karriere als Dozent:in im Hochschulwesen ein sehr unsicherer Karriereweg ist. Findet man eine Promotionsstelle, ist nicht automatisch garantiert, dass man in seiner Wahlheimat, geschweige denn im gleichen Bundesland bleiben kann. Man muss den Posten nehmen, den man bekommt, und das ist nicht das Leben, das ich mir wünsche.“

Matteo bei der Unterrichtsvorbereitung – Foto: skuhn

Matteo gab dem Lehramt eine zweite Chance. Er absolvierte sein Referendariat und stieg anschließend als Klassenlehrer einer internationalen Klasse in den Beruf ein. Wichtig ist dennoch zu erwähnen, dass der Karrierestart nicht allen so leichtfällt. Ja, es herrscht Lehrkräftemangel, allerdings spielen die Leistungen aus dem Studium ebenfalls eine entscheidende Rolle während des Einstellungsverfahrens – und nicht alle Fächer leiden unter Personalmangel. So ist bekannt, dass an weiterführenden Schulen der Bedarf besonders akut in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist.

Lehrer vs. Privatperson – zwei Rollen

Matteo hatte Glück und nach nun einem Jahr als vollständig ausgebildeter Lehrer identifiziert er sich schon viel mehr mit dem Metier. Er betont, dass der Beruf natürlich Teil seiner Identität geworden ist, er sich aber dennoch so fühlt, als habe er zwei Persönlichkeiten. Matteo der Lehrer, der bei dem Verlassen des Schulgeländes von Matty der Privatperson abgelöst wird.

Was er allerdings bis jetzt aus seiner Lehrerkarriere mitnehmen konnte, ist, mit mehr Gelassenheit an den Job zu gehen. Wichtig ist ihm dabei, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass nicht alles perfekt sein muss und es mehr als okay ist, wenn das Erstellen eines Arbeitsblattes keine drei Stunden in Anspruch nimmt.

Lehren bedeutet, Flexibilität zu beweisen und auf seine Intuition vertrauen zu können. Denn als Lehrkraft müssen Entscheidungen täglich getroffen werden, wie: „Wen nehme ich als nächstes dran? Wie gehe ich mit Störfaktoren im Unterricht um?“ Die wohl größte zu treffende Entscheidung ist jedoch: Wie möchte ich mich als Lehrkraft präsentieren.

Matteos Lehrwerksammlung – Foto: skuhn

Der Beruf bedeutet mehr als das Weitergeben von Wissen

Deshalb legt Matteo angehenden Lehrenden ans Herz, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass der Lehrberuf nicht nur sechs Wochen Sommerferien bedeutet, sondern man sich darüber bewusst werden muss, ein Teil in dem Leben der Lernenden zu werden. Dabei geht es auch um das Übernehmen von Verantwortungen für den weiteren Werdegang der Kinder und Jugendlichen, wobei man gelegentlich auch nach Feierabend und am Wochenende immer wieder in die Lehrer:innenrolle schlüpfen muss.

Matteo versucht, sich davon nicht allzu sehr überwältigen zu lassen, und agiert nach seinem persönlichen Mantra, täglich sein Bestes zu geben: „Wenn ich sagen kann, dass ich es geschafft habe, an einem Tag in einer bestimmten Situation etwas gut gemacht zu haben, dann ist das für mich eine positive Erfahrung.” »skuhn«

Das Gespräch führte unsere Redakteurin Sophie Kuhn

Informationen zum Lehramts- bzw. Master of Education-Studium an der Bergischen Universität Wuppertal

Die Bergische Universität Wuppertal bildet Studierende für das Lehramt an allen Schulformen aus, auch für sonderpädagogische Förderung und bilingualen Unterricht. Es kann zwischen zahlreichen Fächerkombinationen gewählt werden.

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