Friedrich Schiller ist nicht nur einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller, sondern zugleich Namensgeber der deutschsprachigen Schule in Ruse, die Aleksandra Klimenko 12 Jahre besucht hat: „Ich habe Deutsch seit der ersten Klasse, im Alter von sieben Jahren gelernt und auch ein deutsches Sprachdiplom mit dem Sprachniveau C1 abgelegt.“ C1 ist im sechsstufigen europäischen Referenzrahmen für Sprachen das zweithöchste Sprachniveau. 2017 begann sie, Finanzmathematik zu studieren, was in Deutschland dem Fach Wirtschaftsmathematik entspricht. „Ich habe mich schon seit frühester Kindheit für Mathe begeistern können“, begründet die zweifache Bronzemedaillen-Gewinnerin der Nationalen Mathematik-Olympiade in Bulgarien ihre Studienwahl.
Uni-Organisation: Freie Kurswahl in Wuppertal, feste Stundenpläne in Bulgarien
Ebenso war es seit jeher ihr Wunsch, Deutschland zu besuchen. Die Bergische Universität ist es geworden, weil „es zu dem Zeitpunkt die einzige Hochschule war, mit der meine Heimat-Uni eine ERASMUS-Vereinbarung hatte.“ Sie blickt zufrieden auf ihren sechsmonatigen Aufenthalt, der am 30. September endet, zurück: „Mir gefällt vor allem die große Auswahl, die ich hier an der Universität habe. In Bulgarien gibt es jedes Semester einen Stundenplan, der festlegt, was ich besuchen muss.“ Diese Freiheit hat sie ausgekostet – gerade was Mathekurse und Sprachkurse angeht: „Ich habe numerische Mathematik studiert und am Sprach- und Lehrinstitut meine Deutschkenntnisse, gerade im Bereich der Wirtschaft, vertieft und Russisch gelernt.“ Beim Hochschulsport hingegen standen unter anderem Fat Burner, Power-Aerobic, Zirkel-Training und diverse Workouts auf der Agenda. „Die Auswahl ist groß und die Kurse sehr günstig“, fasst sie zusammen.
Mobil dank des Semestertickets
Frei fühlt sie sich auch in puncto Mobilität. „Mit dem Semesterticket, was es in Bulgarien so nicht gibt, kann ich durch ganz Nordrhein-Westfalen fahren. Das habe ich genutzt, um mir Städte wie Düsseldorf, Bonn, Aachen oder Köln anzuschauen und Sehenswürdigkeiten wie die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl zu besuchen.“ Wuppertal ist aus ihrer Sicht für solche Ausflüge gut angebunden. Gleiches gilt für ihr Wohnheimzimmer: „Ich wohne in der Neuen Burse in einem Single-Apartment und bin sehr zufrieden, weil ich schnell an der Uni, im Stadtzentrum und am Bahnhof bin.“
Sie ist froh darüber, dass die Schwebebahn noch während ihres Aufenthaltes fertig geworden ist: „Die Fahrt war eine schöne Erfahrung, gerade weil sie weltweit einzigartig ist.“ Mindestens ungewöhnlich findet sie manch eine deutsche Eigenart: „Menschen trinken hier Mineralwasser mit Kohlensäure. Wenn ich in Bulgarien ein Wasser bestelle, ist klar, dass ich eines ohne Kohlensäure haben möchte. Hier in Deutschland musste ich aufpassen. Ich finde auch ungewöhnlich, dass in Deutschland am Sonntag alles geschlossen hat.“ Was sie gar nicht begeistert, ist die hiesige Gemüseauswahl: „Wenn ich es mit Bulgarien vergleiche, hat das Gemüse hier keinen Geschmack.“ Deshalb bleibt sie auch in Deutschland der bulgarischen Küche treu und kocht meist selbst.
Das Bergische Land lädt zum Wandern ein
An Wuppertal schätzt sie das grüne Umfeld: „Ich mag die vielen Bäume und das Bergische, das zu Spaziergängen und Wanderungen einladen.“ Alleine ist sie dabei nicht: „Ich habe in meinen Kursen und beim Sport viele Freunde gefunden, nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt.“ Heimweh hat sie keins, sie vermisst jedoch ihre Familie und Freunde in Bulgarien. Dort arbeitet sie neben dem Studium als Animateurin im Tourismusbereich. Langfristig möchte sie im Bankensektor Fuß fassen: „Deshalb absolviere ich jetzt zum Ende meines Auslandsaufenthaltes ein Praktikum bei einer in Wuppertal ansässigen Bank.“
Die nächste Reise nach Deutschland ist schon geplant: „Im nächsten Sommer bin ich an der Uni Konstanz. Zum Master möchte ich wieder nach Wuppertal zurückkehren.“ Nachdem sie sich mit dem ERASMUS-Semester und dem Bank-Praktikum zwei ihrer Träume erfüllt hat, bleibt nur noch ein Wunsch übrig: „Ich möchte in Zukunft in Deutschland Leben und Arbeiten.“ »mw«