Keine Seilbahn in Wuppertal: Das sagen die Uni-Verantwortlichen

Die Mehrheit möchte keine Seilbahn. Das ist das Ergebnis der Bürgerbefragung, an der jede/r zweite Wuppertaler/-in teilgenommen hat. Zwei Drittel von ihnen lehnt eine Seilbahn vom Hauptbahnhof über die Universität zum Küllenhahn ab. Vor diesem Hintergrund haben die Wuppertaler Stadtwerke und Andreas Mucke, Wuppertals Oberbürgermeister, das Projekt bereits ad acta gelegt. Was sagen die Verantwortlichen an der Universität zum Ergebnis? Wir haben den Uni-Rektor, den Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerkes und die Vertreter/-innen vom Allgemeinen Studierendenausschuss gefragt.

Uni-Rektor Lambert Koch vom Ergebnis nicht überrascht

Uni-Rektor Prof. Dr. Koch erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Das Ergebnis überrascht mich nicht. Es war in der Methode dieses (zweiten) Partizipationsprozesses im Grunde angelegt. Nun wird dieses Seilbahnprojekt in Wuppertal mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht realisiert, während andere Städte vorangehen werden. Die Hochschulleitung und viele der Mitglieder der Bergischen Universität hatten das zugrunde liegende Konzept der Wuppertaler Stadtwerke von Beginn an begrüßt. Vor allem, weil die nicht ausreichende Nahverkehrsverbindung zwischen Hauptbahnhof und Campus Grifflenberg massiv verbessert worden wäre. Für die entsprechenden Probleme muss nun schleunigst eine andere Lösung gefunden werden – im Sinne der Betroffenen und damit der Universitätsstadt Wuppertal.“

Fritz Berger sieht große Chance vertan

Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerkes (HSW), ist vom Ergebnis enttäuscht: „Seit ich vor Jahren in Wroclaw (Breslau, Polen) erlebt habe, wie schnell die moderne, mit EU-Mitteln geförderte Seilbahn dort Stadt und Universität verbindet, bin ich ein Anhänger des Seilbahnprojekts in Wuppertal. Eine solche Chance wird sich Wuppertal nicht entgehen lassen; was so viele Vorteile für die Universität bietet, wird auch die Stadt unterstützen, da war ich mir sicher. Aus meiner Sicht hat der Rat der Stadt eine große Chance vertan.“

Eine Bürgerbefragung sei für den HSW-Leiter nur „dann eine geeignete Methode zur Entscheidungsfindung, wenn die gestellte Frage alle, oder wenigstens die Mehrzahl der Bürger, betrifft.“ Das sei laut Berger nicht der Fall gewesen: „Bei der Befragung zur Seilbahn war die Mehrzahl der Bürger nicht betroffen. Ein großer Teil der potentiellen Nutzer der Seilbahn, Tausende Studierende und Beschäftigte, die zur Uni pendeln, war gar nicht stimmberechtigt.“ Die Interessen der Seilbahngegner hätten aus seiner Sicht im anstehenden Planfeststellungsverfahren und auch in Gerichtsverfahren detailliert geprüft werden können. An ihren Aktivitäten übt Berger Kritik: „Offenbar gelang es ihnen, das Gros der nicht-betroffenen Bürger mit übertriebenen Ängsten zu verunsichern. Wer der vielen nicht-betroffenen Bürger hat sich schon mit den komplexen Fragen so genau beschäftigt?“ Zugleich fragt er sich, „was der (neuen) Mehrheit im Stadtrat das Wohlergehen der Universität wirklich wert ist.“

AStA erneuert Forderung nach mehr E-Bussen am Hauptbahnhof

Die Vertreter/-innen des Allgemeine Studierendenausschusses (AStA) bedauern das Ergebnis der Seilbahn-Bürgerbefragung. Wie auf Facebook zu lesen ist, hätte das Projekt aus AStA-Sicht eine langfristige Verbesserung der Mobilitätsprobleme der Studierenden versprochen: „Nun liegt es weiter im Aufgabenbereich der Wuppertaler Stadtwerke, mit neuen Lösungsansätzen die Situation zu verbessern. Der aktuelle Zustand ist nicht hinzunehmen, die Busse sind überfüllt und das macht es schwierig, pünktlich und problemlos in die Uni zu kommen und Veranstaltungen zu besuchen. Das darf definitiv nicht sein! Daher werden wir uns weiterhin und noch vermehrt dafür einsetzen, dass zum Beispiel die E-Busse in dichteren Taktungen fahren werden – und das bereits ab dem Hauptbahnhof.“

Wie geht es nun weiter in puncto Seilbahn?

„Als Dienstleister der Bürger und der Stadt respektieren wir selbstverständlich das Votum und gehen davon aus, dass auch der Rat diesem folgt“, sagt WSW mobil Geschäftsführer Ulrich Jaeger. Er sieht für das Seilbahnprojekt vor dem Hintergrund des Bürgerwillens keine Umsetzungsperspektive mehr: „Wir bedauern dies sehr, denn wir sind von der Idee überzeugt.“ Zwar ist der Stadtrat rechtlich nicht an das Votum der Bürgerbefragung gebunden, doch laut Bericht der Westdeutschen Zeitung plant Oberbürgermeister Andreas Mucke, das Thema Seilbahn in der nächsten Sitzung des Stadtrates auch formal zu beerdigen und eine entsprechende Beschlussvorlage einzubringen. Er wird dabei mit den Worten „Das Thema Seilbahn ist erledigt“ zitiert.

CDU, SPD und Grüne wollen Verkehr zur Universität verbessern

„Jetzt werden wir uns weiter in die Diskussion einbringen, wie die Bergische Universität adäquat an den Hauptbahnhof angebunden werden kann“, sagt Servet Köksal, Vorsitzender der SPD Wuppertal. „Allerdings entbindet uns das ‚Aus‘ für die Seilbahn keinesfalls davon, uns nunmehr sehr konkret mit den Verkehrsproblemen von und zur Bergischen Universität auseinander zu setzten und mit intelligenten Lösungen die Attraktivität der Universität weiter zu fördern“, heißt es vom CDU-Vorsitzenden Matthias Nocke. Anja Liebert, Fraktionsvorsitzende und verkehrspolitische Sprecherin der Grünen erklärt: „Allerdings bleibt uns mit der Ablehnung einer Seilbahn die Verkehrsproblematik erhalten. Die Fördermittel des Landes NRW für die Seilbahn werden nun in Verkehrsprojekte anderer Kommunen fließen. Dabei ist klar, dass die Beförderung der Studierenden zur Uni komfortabler, umweltfreundlicher und schneller werden muss. Gemeinsam mit den Wuppertaler Stadtwerken werden wir diskutieren, wie diese Vorgaben umgesetzt werden können.“

Wird ein Modell bleiben: Die Seilbahn zur Universität © Wuppertaler Stadtwerke

In einer von uns durchgeführten Umfrage äußerten zahlreiche Studierende den Wunsch, dass der Uni-Express bzw. E-Bus vom Hauptbahnhof und nicht von der Historischen Stadthalle startet. Die Wuppertaler Stadtwerke lehnen dies jedoch ab und verweisen auf die damit verbundenen Kosten, die „mehrere hunderttausend Euro“ umfassen würden. Somit bleibt bislang offen, wie der Busverkehr zur Universität verbessert werden kann. »mw«

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  1. Denkt_die_verwaltung_auch_mal_nach

    „mehrere hunderttausend Euro“ sind mit Sicherheit günstiger als ein wuppertaler pendant zum BER…

  2. …schlechte Verlierer, mit einem zweifelhaften Demokratieverständnis…

    Berger:
    „wenn die gestellte Frage alle, oder wenigstens die Mehrzahl der Bürger, betrifft.“„Bei der Befragung zur Seilbahn war die Mehrzahl der Bürger nicht betroffen.“

    Richtig ! Es betrifft Wuppertal mehrheitlich nicht, die Seilbahn ist nicht von öffentlichem Interesse – vielleicht aber doch mehr als Sie glauben mögen, nämlich um mal mindestens
    70.000.000€ plus Folgekosten und was sonst noch so dran hängt.

    20.000 Studis und nochmal, wie viele, vielleicht 2.000 Bedienstete,
    überstimmen 80.000 Seilbahn-GegnerINNEN ? ! Na dann mal los.

    Wie war das noch mit:
    – Flügelhügel und der Windenergie per Luftnummer oder
    – den „Anstrengungen“ z.B. bei der Kinderbetreuung ?
    Man weiß offenbar wovon man spricht.

    Ich habe für die Seilbahn gestimmt – aber ich toleriere wenigsten eine Mehrheit.

    Koch:
    „im Sinne der Betroffenen und damit der Universitätsstadt Wuppertal.“
    Na, hier liegt wohl auch die Betonung eher auf Universität statt auf Stadt und da ist der Hund begraben: wo die Uni weiß was die Stadt braucht !

    Bei 75-90% öffentlicher* Förderung für den öffentlichen* Nahverkehr
    für ein knapp 90.000.000€ Projekt,
    sind 70-80Mio.€ öffentliche Gelder echt nicht zu verachten,
    quasi ein Schnäppchen, das Schnäppchenjäger so richtig auf Touren bringt.

    *weiß man noch was das heißt: „öffentlich“ ?
    Etwa die, die für das zahlen sollen was man gut findet ?
    Es gibt genug nicht selbsternannte VolksvertreterINNEN, die das nicht auf die Reihe kriegen.

    Verbleiben also 10-20Mio.€:
    – bräuchte die Studierendenschaft alleine nur 1-2 Jahre auf das Semesterticket zu verzichten um das zu Schultern,
    – bräuchten sich nicht mehr in zu wenige Busse zwängen,
    – bräuchten keine E-Busse mehr nutzlos zwischen Uni und Stadt pendeln.

    Mit freundlicher, sprich finanzkräftiger Unterstützung der Uni und des HSW dürfte eine „Seilbahn-light“ – HBF bis Uni – doch echt ein Klacks sein:
    – exklusiv für Uni-„BesucherINNEN“ … im Sinne der Betroffenen …

    und in Wuppertal könnte sich der wirklich öffentliche Nahverkehr wieder um seine eigenen reichlich vorhandenen Probleme kümmern; eines seiner Probleme wäre ja damit schonmal gelöst: die Uni.

    Ach, übrigens, die Herren Koch und Berger: wie kommen Sie eigentlich zur Arbeit ?

    Wären Sie etwa betroffen ?

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