Wuppertaler Studentin tritt bei „Miss Germany“ an

"Miss Germany" ist ein Schönheitswettbewerb, bei dem von den Teilnehmerinnen politisch höchstens der Weltfrieden gefordert wird. Dieses Klischee gilt nicht mehr: "Mit dem Leitspruch Empowering Authentic Women haben wir vor über zwei Jahren unseren ersten Wandel vollzogen und Frauen gesucht, die eine Vision haben." Studentin Cilia Rücker (24) hat eine solche Vision und tritt beim diesjährigen "Miss Germany"-Wettbewerb an.

Titelbild: Cilia Rücker © Fabian Kirchner/Miss Germany

„Ich bin 2020 über Instagram auf das neue Konzept von ‚Miss Germany‘ aufmerksam geworden, das Frauen eine Plattform für die eigene Botschaft bietet“, erklärt Cilia Rücker, die den Wettbewerb daraufhin bis zum Ende verfolgte. Währenddessen reifte in ihr die Entscheidung, dieses Jahr selbst anzutreten: „Soll ich in der Öffentlichkeit auftreten? Diese Frage habe ich mir gestellt, denn das Internet vergisst nie.“ Doch die Chance, ein für sie wichtiges Thema gegenüber einem breiten Publikum vertreten zu können, wollte sie nicht ungenutzt lassen.

Frauen machen in der Wissenschaft seltener Karriere

Die MGC-Miss Germany Corporation Klemmer GmbH & Co. KG (MGC) organisiert seit 1999 alleinig die „Miss Germany“-Wahlen und möchte eine „Bewegung für Botschafterinnen und Vorbilder, die Stärke und Persönlichkeit zeigen, die authentisch sind, mit ihrer Haltung neue Maßstäbe setzen und andere dazu ermutigen, es ihnen gleichzutun“ schaffen. Der Naturwissenschaftlerin Cilia Rücker geht es vor allem um Aufstiegschancen und Gerechtigkeit für Frauen im akademischen Umfeld: „Denn leider machen qualifizierte Frauen immer noch deutlich seltener Karriere in Wissenschaft und Forschung als qualifizierte Männer.“ Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Frauenanteil in der Professor:innenschaft 2020 deutschlandweit bei 26,3 Prozent. Mit 28 Prozent liegt dieser Anteil laut des aktuellen Rektoratsberichts an der Bergischen Universität nur knapp höher, an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften sind es lediglich 20 Prozent.

Cilia Rücker © Fabian Kirchner/Miss Germany

Frühe Förderung anstelle einer Quotenregelung

Cilia spricht sich trotzdem gegen eine Quotenregelung aus: „Ich möchte, dass meine Qualitäten im Vordergrund stehen und nicht die Frage in mir tragen, ob ich ’nur‘ wegen meines Geschlechtes genommen wurde.“ Sie favorisiert einen Ansatz, der wesentlich früher greift: „Mädchen und junge Frauen müssen früh ermutigt und gefördert werden. Es braucht eine ‚Ich kann das schaffen‘-Atmosphäre. Mit Programmen wie der Sommer-Uni an der Bergischen Universität können sie auf ihrem Weg bestärkt werden. Es braucht mehr solcher Angebote und mehr Vorbilder aus dem akademischen Umfeld, die Mut machen.“ Die angehende Gymnasiallehrerin für die Fächer Mathematik, Biologie und Philosophie hat sich bereits früh für ihre Fächer entschieden, weil „ich mich schon lange sehr für diese Bereiche interessiere und ich durch meine Eltern Angebote wie die Kinder- und Junior-Uni wahrnehmen konnte.“

Sie sieht nicht nur Hochschulen in der Pflicht, sondern wirbt dafür, dass sich Frauen stärker untereinander vernetzten: „Wir sind keine Konkurrentinnen, sondern Verbündete, die sich das Gefühl geben, nicht allein zu sein und sich gegenseitig bestärken können.“ Sie erinnert sich an ihren eigenen Studienanfang und an die Verwunderung manch männlicher Kommilitonen: „Mir wurde nicht nur einmal die Frage gestellt, ob ich im falschen Hörsaal sei. Als Frau fällst du in den Naturwissenschaften auf.“ Deshalb ist es ihr innerhalb ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Fachschaft Mathematik und Informatik ein wichtiges Anliegen, Studentinnen bereits im ersten Semester miteinander zu vernetzen und sie bei Fragen und Problemen zu unterstützen: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir in der Fachschaft eine Geschlechterparität herstellen konnten.“

Cilia Rücker © Fabian Kirchner/Miss Germany

Ausgewählt aus über 12.000 Bewerbungen

Als Konkurrentinnen sehen sich die Teilnehmerinnen der Miss Germany-Wahl laut Cilia nicht: „Wir sind 160 Frauen, die alle wichtige Botschaften vertreten und uns gegenseitig unterstützen.“ Einen Teil konnte die Wuppertaler Studentin bereits während einer Live-Experience in Hamburg kennenlernen: „Aufgrund von Corona leider nur 40 aus dem gesamten Bewerberinnenfeld, doch wir tauschen uns alle regelmäßig über die sozialen Netzwerke aus.“ Es gehe nicht darum, „Miss Germany“ zu werden, sondern für die eigene Botschaft und sich selbst einzustehen, „um andere Frauen zu motivieren.“ Die Gewinnerin erhält auch kein Preisgeld, sondern die Möglichkeit, die eigenen „Visionen als Missionen in die Welt hinauszutragen“, und zugleich auf ein professionelles Team als Unterstützung zurückzugreifen. „Die eigene Botschaft erhält so eine große Reichweite“, ergänzt Cilia.

Cilia Rücker © Stephan Glathe/Miss Germany

Von den 160 Teilnehmerinnen – vorab von einer Jury aus über 12.000 Bewerbungen gewählt – kommen 80 durch eine öffentliche Online-Abstimmung weiter. Im Anschluss entscheidet erneut eine Jury über die TOP 20, von denen 10 ins Finale der „Miss Germany“-Wahl rücken. „Es ist ein Wettbewerb, aber es fühlt sich nicht als solcher an“, unterstreicht Cilia, die einen großen Gewinn darin sieht, der Community „mit vielen starken Persönlichkeiten“ anzugehören. Unabhängig vom Ausgang des „Miss Germany“-Events möchte sie, die in Kürze ihr Lehramtsstudium abschließen wird, in der Schule zur Mutmacherin werden: „Zugleich will ich der Wissenschaft treu bleiben und strebe eine Promotion im Bereich der Künstlichen Intelligenz an.“ Mit diesem Thema hat sie sich schon intensiv im Rahmen ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt. Das genaue Thema der Abschlussarbeit lautete: „Deep Learning Algorithmen in der Wahrnehmung von Straßenszenen – Unsicherheiten und deren Konsequenzen“. »mw«

Mehr zum „Miss Germany“-Wettbewerb:

Das gesamte Bewerberinnen-Feld findet ihr online unter:

Das Profil der Wuppertaler Studentin Cilia Rücker ist durch den folgenden Link abrufbar:

Online-Abstimmung:
„Power-Days“ bei „Miss Germany“-Wahl

Vom 1. bis 5. November 2021 könnt Ihr sie zudem per Klick unterstützen. Dann finden die sogenannten „Power-Days“ mit allen 160 Kandidatinnen statt. Einmal täglich habt ihr die Möglichkeit, für eure Favoritinnen mit den Empowerment-Points abzustimmen. Es können bis zu fünf Empowerment-Points vergeben werden.

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