6.500 Gäste beim „Uni-Tag“: Organisator:innen unterbinden Protestaktion zum Klimaschutz

Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums öffnete die Bergische Universität Wuppertal ihre Türen und lud am 21. Mai zum Uni-Tag auf dem Campus Grifflenberg ein. Nur kurz konnten einige der rund 6.500 Besucher:innen kritische Kreidebotschaften zum Thema Klima- und Umweltschutz an der Wuppertaler Universität auf den Stufen vor der Universitätsbibliothek in Richtung Innenhof lesen.

Ein Student der Bergischen Universität schrieb auf den Treppenstufen zwischen der Bibliotheksebene und dem Innenhof des Campus Grifflenbergs zahlreiche Kreidebotschaften auf den Boden. Dazu gehörten unter anderem „CO2-Ausstoß der Uni seit 1.1. 19.300.000 kg“ und „Nachhaltigkeitsbeauftragte: Uni Frankfurt 9 (Ziel: 16) BUW: 0“. „Ziel der Aktion war es, das Rektorat an sein Versprechen zu erinnern, sich für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzusetzen“, begründet der Student, der anonym bleiben will, seine Aktion gegenüber blickfeld. Trotz eines Senatsbeschlusses aus dem Jahr 2019, nach dem sich die Universität für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und die Verminderung von Treibhausgasen einsetzen möchte, seien seitdem weder eine Strategie erarbeitet noch personelle Kapazitäten geschaffen worden. Auch eine vereinbarte Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit stehe noch aus.

Protestaktion zum Klimaschutz gehörte „nicht zum Gesamtkonzept des Tages der offenen Tür“

Die Hochschulleitung lässt die Aktion hingegen unkommentiert, wie eine Sprecherin erklärt: „Die Aktion hatte nicht die Tragweite, dass wir dafür eine eigene Bewertung der Hochschulleitung abgefragt hätten.“ Der für die Aktion verantwortliche Student konnte nach eigenen Angaben nicht alle Botschaften platzieren, da die Aktion von Seiten der Hochschule zügig unterbunden worden sei. Zur Begründung erklärt eine Sprecherin der Universität: „Die (anonyme) Aktion war nicht angemeldet. Dabei gehörten Kreidebotschaften – unabhängig von ihrem Inhalt und gestalterischen Aspekten – nicht zum Gesamtkonzept des Tages der offenen Tür. Die organisatorischen Verantwortlichen des Tages der offenen Tür haben daher vom Hausrecht Gebrauch gemacht und freundlich gebeten, die nicht angekündigte Aktion einzustellen.“

Die Kreidebotschaften wurden zügig entfernt – Foto: privat

Image contra Klimaschutz?

Der verantwortliche Student kritisiert vermeintlich fehlende finanzielle Mittel für den Klimaschutz an der Bergischen Universität, um etwa Nachhaltigkeitsbeauftragte einzustellen oder ein entsprechendes Büro einzurichten: „Gleichzeitig gibt das Rektorat jedoch Unmengen an Geld und Arbeitsstunden für das eigene Image, zum Beispiel im Rahmen des Jubiläumstages, aus.“ Die Reaktion der Verantwortlichen zu seiner Aktion kommentiert er mit: „Das Rektorat interessiert sich vor allem für das eigene Image, da ist jedwede Kritik unerwünscht.“ »mw«

Bergische Universität Wuppertal und Klima- und Umweltschutz

blickfeld hat in der Vergangenheit in zwei Beiträgen das Engagement der Bergischen Universität in puncto Klima- und Umweltschutz durchleuchtet:

Dazu ergänzend:

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  1. Hier die ganze Begründung für die Kreide-Aktion:

    Ziel der Aktion war es, das Rektorat an sein Versprechen zu erinnern, sich für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzusetzen: Der Senat hatte 2019 einstimmig beschlossen, dass sich die BUW für die Einhaltung des 1,5°-Ziels sowie die Verminderung von Treibhausgasen einzusetzen hat. Dafür sollte das Rektorat einen Arbeitskreis für Nachhaltigkeit einberufen – dies ist seit 2019 nicht geschehen! Folglich hat die BUW weder Klima-Ziele aufgestellt noch eine Strategie erarbeitet, wie man diese Ziele erreichen könnte. Auch hat sie kein Personal eingestellt, um diese Strategie umsetzen zu können: Das Rektorat möchte kein Nachhaltigkeitsbüro einrichten, während es an Dutzenden anderen Hochschulen in Deutschland welche gibt. So hat die Uni Frankfurt (von der unsere zukünftige Rektorin kommt) 9 Nachhaltigkeitsbeauftragte und hatte sich sogar das Ziel von 16 gesetzt! Die BUW hat 0. Und damit ihr Ziel aus Sicht des Rektorats scheinbar bereits erreicht?

    Angeblich ist anfangs nie Geld für ein Nachhaltigkeitsbüro oder Ökostrom vorhanden, um den riesigen CO-Ausstoß der BUW zu verringern. Gleichzeitig gibt das Rektorat jedoch Unmengen an Geld und Arbeitsstunden fürs eigene Image (z.B. im Rahmen des Jubiläumstags) aus. Es ist damit klar, dass dem Rektorat das eigene Image sogar wichtiger ist als ein hoher Millionenschaden (s.u.) für die Gesellschaft sowie die Zerstörung unser aller Lebensgrundlagen!

    Die exorbitant schnelle Reaktion des Rektorats auf harmlose Kreide-Botschaften – für die sich viele Leute interessierten – zeigt einen Punkt ganz deutlich: Das Rektorat interessiert sich vor allem für das eigene Image, da ist jedwede Kritik unerwünscht. Um es mit den Worten einer Dozierenden bei der Veranstaltung „Uni der Zukunft“ in einem anderen Kontext zu sagen: „Ich würde mir wünschen, wenn dieses Rektorat in Zukunft kritikfähiger wäre.“

    Zusatzinfos:

    Die Uni stößt laut Students for Future Wuppertal grob geschätzt 50.000.000 kg CO2 pro Jahr aus. Laut Bundesumweltamt entspricht dies bei mindestens 201 €/Tonne CO2 Umweltkosten von 10.000.000 €. Pro Jahr. Daraus resultieren meine Zahlen in den Kreide-Botschaften 🙂

  2. Dafür, dass die Aktion angeblich keine „Tragweite“ gehabt haben soll, hat das Rektorat aber verdammt schnell entschieden, dass die Kreide-Botschaften unterbunden werden sollen. Für mich klingt der Satz mit der Tragweite nach einer Ausrede, weil die Hochschulleitung keine Stellungnahme rausbringen möchte. Da möchte man scheinbar nicht über unangenehme Inhalte sprechen…

  3. Verrückt, dass die Reaktion der BUW auf Umweltschäden in Millionenhöhe „Wegwischen & Ignorieren“ ist statt „Auf die Wissenschaft hören & Handeln“.

  4. Simon Villa Ramirez

    Da hat die Universität ja mal ordentlich Kreide gefressen.

  5. Kritikfähigkeit der Uni Wuppertal: -1/10

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