AStA-Koalition am Ende?

Verwahrloste Büroräume, keine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit und drei Rücktritte innerhalb einer Woche. Die Legislaturperiode des amtierenden Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) nähert sich bereits dem Ende – oder ist sie vielleicht schon jetzt vorbei?

Wie die Idee des Service-AStA scheitert

Ein Blick in die Büros der Referenten zeigt: Hier war wohl schon länger niemand mehr. Auf dem Weg zu den Räumlichkeiten steht bereits der Müllcontainer. Vieles, was auf den Arbeitsplätzen der Referenten rum liegt, könnte direkt dort verschwinden. Es ist keinerlei Räumlichkeit vorhanden, um die Service-Orientierung des AStA auszugestalten und u.a. die bei den Studierenden beliebten, da kostenlosen Beglaubigungen auszustellen.

Öffentlichkeitsarbeit auf ein Minimum geschrumpft

Bis gestern wurde man auf www.asta.uni-wuppertal.de mit einem „Oops, an error occured!“ begrüßt – der Datenbankfehler wurde jedoch zwischenzeitlich behoben. Dieser „Erfolg“ ist gleichzeitig die seit Wochen einzige neue Nachricht auf der AStA-Facebook-Fanpage. Aktueller ist die Webseite selbst auch nicht. Das letzte Plenumsprotokoll ist zwei Monate alt und die letzte Nachricht stammt von Ende April. Das ist kaum vereinbar mit der angestrebten Transparenz der AStA-Koalition bestehend aus RCDS, LHG, BTS und DIE PARTEI.
Die nächste Ausgabe der Campuspolit, der Zeitung des AStA, ist schon lange geplant, die Herausgabe wird sich mindestens verschieben. Der bislang zuständige Referent Florian Meier (listenlos), der die ersten beiden Ausgaben der AStA-Zeitung erstellt hatte, ist Ende April zurückgetreten.
Meier kritisiert in seiner Rücktrittserklärung u.a. das mangelnde Engagement der ReferentInnen, welche ohne Eigeninitiative und Willen zur internen Kommunikation agieren. Auch prangert er die Außendarstellung des AStA an und führt hier die stark verspätete und meist unzureichende Veröffentlichung von AStA-Protokollen an. Ferner werden auch persönliche Gründe angeführt, die mit zur Amtsniederlegung führten.

Weitere Rücktritte

Marek Drulla und Malte Hermsen (beide listenlos) äußern sich in ihren Rücktrittserklärungen in ähnlicher Weise. Beide folgten Meier Anfang Mai und halbierten so die Personalstärke des Service-Referats, eine Neuschöpfung des amtierenden AStA. Marek Drulla war bis dato für das Projekt der UniCard verantwortlich und hatte in der Vergangenheit u.a. die Stipendienmesse organisiert. Malte Hermsen vertrat den AStA überregional bspw. im Landes-ASten-Treffen und setzte sich mitunter mit der Frage der Personalvertretung von SHKs / WHKs auseinander.
Es scheint fast so, als hätte der AStA seine drei engagiertesten Mitglieder verloren – aus Frust über die inneren Zustände.

Wie geht es weiter?

Zwar werden die Aufgaben intern umverteilt, doch scheint im AStA alles still zu stehen. Den zuletzt erfolgreichen CampusBash wird sich der AStA nicht allein auf die Fahnen schreiben können. Viel KnowHow und Engagement wurde vom Team des Odeons eingebracht. Ehrenamtlich führt dieses Team bereits länger einen kleinen studentischen Club im Wohnheim „Neue Burse“, der sich immenser Beliebtheit erfreut. Laut Gerüchteküche tritt das Team auch zur kommenden StuPa-Wahl an.
Das vom AStA ausgetragene und recht gut besuchte „Campusglühen“ ist hingegen bis auf Weiteres ausgesetzt.
Die gut besuchte Podiumsdiskussion zur vergangenen Landtagswahl täuscht nicht darüber hinweg, dass diese die bislang einzige öffentliche Aktivität des Referates für Hochschulpolitik war. Denn ansonsten liegt das Feld brach.

Service-AStA?

Keine Partys, keine Zeitung, keine Hochschulpolitik, kaum Webaktivitäten und nur wenig persönliche Präsenz … dies alles für über 2.000 € an Aufwandsentschädigungen im Monat, die die Referenten für ihre (Service-)Tätigkeiten erhalten.

Das Studierendenparlament (StuPa) lädt am 23. Mai um 16 Uhr auf die AStA-Ebene zur nächsten Sitzung ein. Das eigentliche Highlight der Sitzung ist das Gespräch mit dem Rektor Prof. Dr. Koch, dem Prorektor für Studium und Lehre Prof. Dr. Frommer und dem Kanzler der Universität Herrn Dr. Kischkel.
Angesichts der oben geschilderten Entwicklungen bekommt der Tagesordnungspunkt vier eine herausragende Bedeutung: Fragen an den AStA-Vorsitz. Hier werden sich – wenn anwesend – Rainer Mucha (RCDS), Sebastian Richter (RCDS) und Kai Schumann (DIE PARTEI) den Fragen der Parlamentarier und der ggf. anwesenden Studierenden stellen müssen. Möglicherweise gibt es ein Déjà-vu zur ersten Sitzung – als es hieß „GO-Antrag auf Ende der Debatte“.

P.S.: Man sollte übrigens auch keinen Kaffee im Referentenbüro trinken. Im Inneren des mehrere hundert Euro teuren und in dieser Legislaturperiode angeschafften Kaffeevollautomaten (Marke Delonghi) hat sich roter Schimmel gebildet. »mw«

Blickfeld-Redakteur Martin Wosnitza wird dabei sein und live von der StuPa-Sitzung twittern. Den Stream kannst du hier verfolgen: http://twitter.com/#!/wossi

Titelbild: Das Büro der AStA-Referenten im Gebäude ME Ebene 04

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  1. Carsten A. Dahlmann

    Ich stimme dem Artikel zum Großteil zu. Die Situation im AStA ist leider mehr oder weniger … angestaubt.

    Gerade vor dem Hintergrund finde ich es sehr schade, dass der Artikel nicht unterscheidet, wer arbeitet und wer nicht.
    Insbesondere von der LHG gibt es seit einigen Monaten deutlichen inneren Druck gegen diverse Missstände. Nicht umsonst hat schließlich die Finanzreferentin des AStAs (ebenfalls LHG, wie wohl bekannt sein sollte) die Auszahlung der Aufwandsentschädigungen bis auf Weiteres gestoppt, da sie diese „in der Höhe nicht weiter vor der Studierendenschaft rechtfertigen“ könne — wie der Blickfeld-Reaktion ja ebenfalls bekannt ist.

    Das Pressereferat versucht(!), alles transparent nach außen weiterzugeben. Wenn ich aber seit Monaten — trotz dauernder Aufforderungen! — die Protokolle zum Hochladen einfach nicht vom Vorsitz und/oder den jeweiligen Protokollanten geliefert bekomme, kann ich auch nichts daran ändern. Dass ich dies auch regelmäßig anprangere, ist (zumindest der Opposition) allein schon dadurch bekannt, dass ich schon längst auf der für alle(!) im AStA zugänglichen Mailingliste diese Missstände aufs Schärfste kritisiere.

    Dass ich für das Wiederherstellen der Webseite leider einige Tage gebraucht habe, liegt übrigens daran, dass ich von einem Server das Passwort nicht vom alten Admin übergeben bekommen habe. Die, die ich vor einigen Tagen bekam, waren leider die falschen, sodass ich mich mehr oder weniger in unseren eigenen Server hacken musste. Das war ein Zeitaufwand, den ich mir gerne erspart hätte.

    Die Zeitung wird übrigens kommen. Ich muss sie nun aber halt alleine setzen. Sehr schade, wenn gerade die Leute zurücktreten, die gearbeitet haben. Einerseits kann ich die Entscheidung von Florian, Malte und Marek natürlich nachvollziehen, andererseits empfinde ich dies aber auch als eine relativ offenkundige Wahlkampfaktion. Wer das sinkende Schiff noch schnell verlässt, gehört am Ende ja nicht mehr dazu und kann von außen besser kritisieren. 😉

    Nun, ich für meinen Teil werde das nicht tun. Ich habe noch eine Zeitung zu setzen. (Die letzten Exemplare von Ausgabe 2 habe ich gestern übrigens (alleine) verteilt) Ich habe mich noch um Server und E-Mails zu kümmern und die Gespräche über die Unicard sind auch noch nicht beendet.

    Ich für meinen Teil möchte jedenfalls so anständig sein, meine Aufgaben auf dem sinkenden Schiff zu Ende zu bringen. Ich denke, ich kann da auch für Julia sprechen.

  2. Hätte es anfänglich im StuPa nicht so unangenehm aufgestoßen würde mir diese Nachricht jetzt mehr Unbehagen bereiten. Traurig, dass es so kommen musste – im mehrfachen Wortsinn.

  3. Bastian

    Der Wahlkampf ist eröffnet. Bäh!

  4. Nein.
    Keine Wahlkampfgründe.
    Wenn man versucht einen Großteil der Präsenzzeiten für Referate und Vorsitz aufrechtzuerhalten, ist das eine enorme Aufgabe mit 2-3 Leuten. Hinzu kommt, dass ich Aufgaben für den AStA wahr genommen habe, die weit über eine Referententätigkeit hinausgehen.
    Meine Warnungen über die Situation sind größtenteils verharmlost oder schlichtweg ignoriert worden.
    Wie viel Arbeit meinerseitsseits auf Grund mangelnder Partizipationsbereitschaft anderen AStA Mitglieder oder struktureller Mängel (Emails werden vom Server nicht versendet, keine Telefon im Büro, dass im Übrigem einer Müllhalde gleicht, etc.) für die Katz war, ist schier unglaublich. Wie soll ich da noch zusätlich die Versäumnis von Pflichten innerhalb dieses AStA im Bezug auf Fürsorge, Betreung und dem Aussenverhältnis im allgemeinen mit tragen?
    Meine Toleranzgrenze ist mehrfach überschritten worden.
    Keiner von uns hat in Gremien oder ausserhalb der internen Verteiler die Situation genutzt um Stimmung zu machen. Zusätzlich ist eine Kandidatur bei uns dreien fraglich. Jedenfalls bei mir, Meines Wissens auch bei beiden anderen.
    Es war nicht mein Wunsch derartig über den AStA zu schreiben. Dieser Vorwurf der Wahlkampfgründe für meinen Rücktritt ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Das hätte ich bei unserem Verhältnis nicht erwartet. Auch in diesem AStA muss ich wieder feststellen, dass man den Leuten nur vor den Kopf schauen kann.
    Oben sind meine Rücktrittsgründe wohl hoffentlich verdeutlicht – es hat nicht mit Wahlkampfkalkül oder sonst irgeneinem Zirkus zu tun.

    Beste Grüße
    Marek

  5. Florian Meier

    Lieber Carsten,
    ich stimme dir zu, dass dieser Artikel nicht ausreichend differenziert, wer arbeitet und wer nicht. Leider wird die Außenwirkung aber dadurch bestimmt, dass eben viele (und da sind wir uns wohl einig) wenig bis gar nicht oder „falsch“ arbeiten. Gerade Leute mit Vorbild-/Vorsitzfunktion.

    Und ich unterstütze dich auch in dem Punkt, dass nur das nach außen transportiert werden kann, was man auch bekommt. Wie du weißt habe ich auch immer und immer wieder beklagt, dass eben da nichts kam.

    Mir vorzuwerfen ich würde nun aus wahlkampftaktischen Gründen das sinkende Schiff zu verlassen ist allerdings unfair.

    Zum Einen werde ich bei der StuPa-Wahl aller Wahrscheinlichkeit nach nicht antreten, zum anderen ist das Schiff schon mit mir darauf eine ganze Zeit am sinken gewesen. Mit der heute beschlossenen Neuwahl des AStA-Vorsitzes sind die Reste auf dem Meeresgrund aufgeschlagen, würde ich sagen.

    Genau wie Marek und Malte (und auch du oder Julia) habe ich etliche Male auf die bestehenden Missstände hingewiesen und dabei auf Besserung gehofft. Mehr als einmal hatte ich die Nase voll, habe aber gedacht, es könnte sich noch was ändern.

    Mit den Fehlern und Verfehlungen, die im Rahmen der beiden letzten großen Veranstaltungen gemacht wurden, war das Fass allerdings mehr als voll und ich habe mich letztendlich dazu entschlossen mein Amt niederzulegen, da ich das Verhalten und Vorgehen einiger nicht weiter mittragen konnte.

    Mit Wahlkampfgründen hat das sicher nichts zu tun, soviel kann ich dir versichern.

    Beste Grüße,
    Florian

  6. PS: Ich hatte angeboten mich um strukturelle Probleme zu kümmern. Das ist abgelehnt worden. Mit einer Aufrechterhaltung eines Notbetriebes ist der Studierendenschaft nun mal nicht geholfen.

  7. Carsten A. Dahlmann

    Hallo nochmal!

    @Marek und @Florian: Das sollte nicht falsch rüberkommen, aber das war einfach mein subjektiver Eindruck, insbesondere da ich davon ausgegangen war, dass ihr mit einer eigenen Gruppe wieder antreten würdet.
    Daher fand ich es ja auch so schade, dass ausgerechnet ihr, mit denen man super arbeiten konnte, nun zurückgetreten seid.

    Also, das war nicht böse gemeint, offensichtlich hatte ich eure Intentionen dann falsch verstanden.

    LG

  8. Dem moechte ich mich gerne anschliessen. Trotz meiner linken politischen Ueberzeugung, entschloss ich mich, fuer die Sache, fuer die Studierenden, mit eher konservativen Studierenden zusammen zu arbeiten. Ich bin naemlich Pragmatiker und kein Grabenkaempfer. Meine Kritik an der mangelhaften Arbeit der Referent_innen wurde dann aber gerne als Oppositionsarbeit und mein Ruecktritt nun als Wahlkampf abgestempelt,.
    Ich moechte folgende Worte kurz wiedergeben:

    „Verehrte AStA-Referenten,
    wir stellen bis zum Ende unserer Amtszeit noch eine Einheit nach außen und innen dar. Und jeder der nicht bereit ist sich zu dieser Einheit zu bekennen oder die Einheit gefährdet ist unerwünscht.“

    Ich bin nicht nur deswegen zurueckgetreten, aber diese Worte gaben mir den letzten Stoss, denn ich bekenne mich nicht mehr zu dieser Einheit.
    Einer Einheit, die kritische Stimmen, mit der Intention, die Studierenden nach bestem Gewissen hochschulpolitisch vertreten zu wollen, entweder ignoriert oder sogar uebergeht.

    Davon abgesehen, bestaetige ich Mareks Vermutung, dass auch ich keine Kandidatur fuer die naechste Stupa-Wahl anstrebe.

    M.

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